2012

2012 – Bei den Heiden von Kummerow

Eutin, im Juni 2012

Die Müggelspree ist nicht der Missisippi und die sieben Herren des Germania Rudervereins sind, auch wenn sie für neun Tage im Juni auf Wanderfahrt gehen, nicht Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Oder doch? Wenigstens ein bisschen? Haben die Ehefrauen ihre Herren am heimatlichen Bootshaus erst einmal verabschiedet, setzt, anfangs kaum merklich, eine Verwandlung ein.

Die Müggelspree ist nicht der Missisippi und die sieben Herren des Germania Rudervereins sind, auch wenn sie für neun Tage im Juni auf Wanderfahrt gehen, nicht Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Oder doch? Wenigstens ein bisschen? Haben die Ehefrauen ihre Herren am heimatlichen Bootshaus erst einmal verabschiedet, setzt, anfangs kaum merklich, eine Verwandlung ein. Natürlich hat und behält alles seine Ordnung: die sorgfältige Vorbereitung der „märkischen Umfahrt“ im Brandenburgischen inklusive der Quartiersbuchung in WendischRiez am Scharmützelsee bürgt für gediegen-sportliche Freizeitgestaltung.

Es gibt einen beim befreundeten Eisenbahner Sportverein Schmöckwitz im Südosten Berlins „gecharterten“ Vierer. Der macht in seiner Klinkerbauweise Lust auf robuste Touren. Und spätestens da, beim Anblick des Bootes, meint man bei den Herren ein noch unbestimmtes „Kribbeln“ wahrnehmen zu können. Doch schon auf der Autofahrt, dem ersten Halt an der Raststätte, hatte sich auf die lebenserfahrenen, seriösen Gesichter derer, die im Alltag ihren Mann stehen, ein schelmischer Blick geschlichen. In der Luft liegt eine Verheißung. Nicht nur einfach das Normale hinter sich lassen, Urlaub machen und, bei allem ruderlichen Ehrgeiz, ausspannen.

Da ist noch mehr: endlich auf dem Wasser, beim Vorbeigleiten an Schilf bestandenen Ufern, der Entdeckung von Biberbissen an den Baumstämmen, der knarrenden Stimme des Drosselrohrsängers und beim Beobachten des Roten Milans stellt sich mit jedem weiteren Ruderschlag dieses unbeschreibliche Gefühl der großen Freiheit ein. Irgendwo zwischen Kossenblatt und Briescht, im tiefen Osten also, und sicher weit vor der in den Auewäldern mäandernden Dahrendorfer Spree ist es wieder so wie damals – die großen Ferien. Jede Pflicht in weiter Ferne.

So muss man sich diese Männer vorstellen: nach 30 Kilometern Rudern am Tag sitzen sie ausgelassen in der Sauna, dann bei Bratkartoffeln und frischem Fisch und schließlich beim Schnurren der alten Geschichten amWasser. Ein bisschen wie große Jungs eben. Wobei – so ganz verantwortungslos und dem reinem Vergnügen am Dasein hingegeben kann eine den Statuten des Ruderverbandes und der Ordnung des Ruderwanderfahrt-Handbuches gemäße Fahrt selbstverständlich nicht gelingen. Da sei der Fahrtenleiter davor, und der Bootsobmann und der Steuermann und der „Landdienst“. Mit Umsicht und mitunter inbrünstig gilt die Sorge akzeptablen Anlegestellen, dem gesunden Proviant; da wird die verwunschene Schleuse in Neubrück bedient und Hand angelegt, wenn der Vierer kurz hinter Fürstenwalde in die schwergängige Bootsschleppe musste. Denn daran besteht ja kein Zweifel: so kinderleicht und wohlgefällig die Rudertour im Vierer vom Ufer auch aussehen mag, sie erfordert Abstimmung und Durchhaltevermögen. Nicht nur sportlich.

Und die Herren wurden auf die Probe gestellt. Die Crew hatte eben erst ihren Rhythmus gefunden, da waren noch diesseits von Kummerow am Morgen des zweiten Tages Skulls, Stemmbretter und die unverzichtbaren Flügelschrauben aus dem Boot verschwunden. Am späten Nachmittag des Vortages wirkte der Liegeplatz durchaus geeignet. Freundlichen Jungs aus dem Dorf war die Ankunft der Ruderer eine willkommene Abwechslung. Sollten die sich einen derben Scherz erlaubt haben? Die anfängliche Verstörtheit wich bald einem heiteren Erkennen: Das waren die Heiden von Kummerow – ausgelassene Jungen mit Sinn für Humor! Sämtliche Ruderutensilien waren nicht weg, sondern nur eben gut versteckt. Die Stemmbretter hoch in den Lüften, in eine Astgabel geklemmt – man mußte nur hochklettern. Ein Jungentraum. Nicht wie bei Tom Sawyer, aber fast…

Ruderdaten:

RudertagvonbisKM
1Berlin „Eisenb.-SV Schmöckwitz e.V.“Kablow, Ablage Triftweg15,8
2Kablow, Ablage TriftwegLeisch, Schleuse37,1
3Leisch, SchleuseKummerow, Badestelle36,5
4Kummerow, BadestelleBriesen, „Forsthaus an der Spree“31,8
5Briesen, „Forsthaus an der Spree“Hangelsberg, Kanustation27,9 
6Hangelsberg, KanustationRahnsdorf, „Ruder-Club Rahnsdorf e.V.“29,9
7Rahnsdorf, „Ruder-Club Rahnsdorf e.V.“Berlin „Eisenb.-SV Schmöckwitz e.V.“21,2
Ruderleistung Gesamt 200,2 

2012 – Go „awey statt scull awey

Die Wiege des Rudersports steht in England. Rudern, genauer gesagt Rennrudern, ist dort der Volkssport schlechthin.

Seit ungefähr 10 Jahren gibt es eine handvoll Rudervereine, die den Breitensport in den breiteren Gigbooten betreiben und sich großen Zuspruchs erfreuen. Einer von der Wenigen ist der Weyfarers Rowing Club in Weybridge (Surrey), idyllisch auf einer kleinen Halbinsel gelegen: an der Stelle, wo der Wey die Themse `joined`. Das Ruderrevier gehört zum non-tidal Teil der Themse, der die Flussstrecke von St. John bis Teddington umfaßt..

Ruderer sind unkompliziert, zupackend und gastfreundlich, so konnte Fahrtleiterin Silke Wriedt mit ihren Ruderkameradinnen vom Germania Ruderverein Eutin -GRVE- und einer Gastruderin vom Deutschen Ruderclub Hannover diese spannende Tour mit Hilfe der Weyfarers planen. Motto: scull a`wey. Neben der Themse sollte auch auf dem Wey gerudert werden. Fröhlich und gut vorbereitet startete man ins Vereinigte Königreich um dann vor Ort von Stark- und Dauerregen überrascht zu werden. Kein Problem für die Eutinerinnen, die kurzerhand ihren Kulturtag in London vorverlegten. Doch auch dieser begann mit einer Überraschung, da die Züge wegen Überflutungen nicht fuhren und auf den etwas umständlichen Ersatzverkehr ausgewichen werden musste.

Das Extremwetter hielt an, so dass auch die non-tidal Themse eine reissende Strömung entwickelte, Die Schleusen wurden geschlossen, Fährverkehr und Rudern verboten.

Aus scull a`wey wurde nun go a`wey, da Caroline und John Turnbull von den Weyfarers ein Ersatzprogramm parat hatten: statt auf dem Fluss Wey zu rudern, wanderten die Ruderinnen auf dem towpath (Leinpfad) des Wey von Weybridge nach Pyrford und zurück. Die idyllischen Schleusen und Wärterhäuschen wurden von Land aus besichtigt. Unter der fachkundigen Führung von Nigel und John – letzterer war abends noch zu einem Empfang bei Prinz Charles ins Clarence House eingeladen – machten die Ruderinnen eine sportliche Wanderung von knapp 20 km.

Weiter standen Windsor, Hampton Court Palace und Garden auf dem Programm.

Teilnehmerin Wiebke Noel äußerte sich abschließend augenzwickernd auf die Frage nach den Touren auf der Themse: “ Ja, wir waren 2 X auf der Themse ….. mit dem Motorschiff von Hampton Court nach Kingston und mit der Personenfähre von Shepperton nach Weybridge!“

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